Balzen auch Pflanzen

Das Ziel eines jeden Lebewesen ist die Fortpflanzung. Mensch und Tier sind ortsungebunden. Sie ziehen die verschiedensten Register, um auf sich aufmerksam zu machen und den passenden Partner zu finden.
Die Partnersuche im Pflanzenreich gestaltet sich etwas komplizierter. Pflanzen sind fest an ihren Standort gebunden und brauchen somit zur Bestäubung, also zum ersten Teil der Fortpflanzung, Hilfe. Die Gräser zB. verlassen sich hierbei auf den Wind. Er transportiert massenweise, zum Leidwesen mancher Allergiker, männlichen Pollen durch die Luft, der dann an einer passenden Grasblüte hängen bleibt. Andere Pflanzen suchen sich Verbündete im Reich der Tiere. In unserem Klima sind es vor allem die Insekten, die die Bestäubung übernehmen. Doch wie bringen die Pflanzen die Insekten dazu, ihnen den Dienst der Bestäubung zu erweisen? Zunächst locken sie die Insekten mit den unterschiedlichsten Finessen und belohnen sie, wenn sie angeflogen wurden, mit einem Tröpfchen Nektar oder einer Portion Pollen. Denn sowohl Nektar als auch Pollen dienen den Insekten als Nahrung. Den Nektar nehmen die Insekten auf und der Pollen bleibt an dem oft behaarten Körper hängen. Fliegt das Insekt zur nächsten Pflanze der gleichen Art, bleibt ein geringer Teil des Pollens an der Narbe der neuen Pflanze hängen, sie ist damit bestäubt. Aus dem Pollenkorn wächst der sogenannte Pollenschlauch durch die Narbe zur Samenanlage und befruchtet sie. Damit ist der zweite Teil der Fortpflanzung abgeschlossen.
Doch wie sehen die Finessen der Pflanzen zum Anlocken der Insekten aus. Pflanzen, die auf Nachtinsekten angewiesen sind, duften besonders intensiv und locken damit ihre Bestäuber an. Pflanzen, die tagsüber auf Insekten warten, ziehen sämtliche Register des Formen- und Farbenspiels. Zum Teil geben sie auch Duftstoffe zum Anlocken ab. Betrachten Sie einmal die Formen- und Farbenvielfalt der Blüten! Manchmal täuschen die Blüten einen Überfluss an Nektar oder Pollen vor. So der rote Fingerhut, der in seiner Blüte deutlich dunkle Flecken auf der Unterseite der Blütenglocke trägt; sie werden als auffällige Staubbeutelattrappen gedeutet. Die gelbe Schwertlilie, als Beispiel, zeigt regelrechte Leitlinien auf, die den Insekten wahrscheinlich als Wegweiser zum Nektar und Pollen dienen.



Irmgard Forster Seiwert